Tränen. Genau das war es, was Joshua jedes tun musste, wenn er hierherkam. Manch einer sagte, Mister Parker wäre ein solch guter Menschenkenner, das er auf Menschen, wie ein Zauberer wirkte, der nur mit den Augenbrauen zucken musste und sie ihm alles erzählten, was sie bewegte und selbst noch mehr, als eigentlich nötig war. „Ich hasse es zu weinen...fühle ich mich weniger als ganzer Mann“, schluchzte Joshua leise und wischte sich eine Träne weg. Jason Parker nickte, man hörte das leise Klicken von seinem Kugelschreiber und schon wieder notierte er etwas. Joshua starrte vorsichtig auf die Notiz und Jason sah auf, ohne seinen Kopf zu bewegen. Er setzte den Kugelschreiber wieder ab und schloss ihn. Er sah Joshua genau in die Augen.
„Und ihre Frau? Weiß sie von ihren Ängsten?“, Joshua überlegte kurz, schüttelte dann aber seinen Kopf. Jason nickte. „Sie weiß es also nicht“, Jason nickte nur und notierte etwas.
„Was hält sie auf, ihr zu beichten, was sie getan haben?“, fragte er vorsichtig und ließ seinen ernsten Blick wieder auf Joshua fallen, welcher fast unbemerkt zusammenzuckte. Auch wenn viele sagten, er sei ein Menschenkenner, hatte er diesen strengen, ernsten Blick, als hätte er noch nie gelächelt. Ab und zu war auch diese Leichtigkeit in seinem Blick, als würde ihm alles so leicht fallen und deshalb machten viele Leute einen großen Bogen um seine kleine Praxis. Gut so, denn so viel Kapazität hatte er sowieso nicht. Erstaunlicherweise waren Jasons Kunden nur Männer und die meisten hatten ähnliche Probleme, wie er selbst: Frauen.
„Ich habe Angst, dass sie völlig ausrastet“, Jason starrte kurz auf einen leeren Blick und wandte diesen dann auf Jason. „Was würde ihrer Meinung nach passieren? Was würde sie tun?“
Joshua zuckte mit den Schultern und dabei huschte Jason ein Knappes lächeln über die Lippen.
„Ihre Frau scheint eine gewisse Macht zu besitzen, habe ich da recht Mister Dixon?“
Joshua sah seinen Therapeuten fragend an, fast schon, als hätte er die Wahrheit offenbart, die sich jeder Dummkopf daraus hätte reimen können.
„Sie ist widerlich, wenn sie Sauer ist“, sagte Joshua und atmete tief durch. „Das sind sie alle...“, fügte Jason leise hinzu und notierte wieder etwas. Plötzlich piepte Jasons Armbanduhr und er legte den Stift und Clipboard auf den Tisch. „Mister Dixon“ - „Bitte nennen sich mich Joshua“, unterbrach Joshua ihn und Jason nickte nur und lächelte gezwungen. „Joshua, ich sehe, wir haben noch etwas Arbeit vor uns. Deshalb lade ich sie, wenn es ihnen passt, zum....19.03 wieder ein. Passt es ihnen da?“, fragte Jason seinen Kunden. Dieser zückte sein Handy, öffnete den Kalender, sah nach und nickte lächelnd. „Ja, wunderprächtig“, er legte eine Hand auf Joshuas Schulter und zeigte mit der anderen zur Tür. Er führte ihn aus dem Raum, an der Rezeption vorbei, half ihm dabei, den Mantel anzuziehen und gab ihm den Hut. „Bis zum nächsten Mal Joshua. Vergessen sie nicht, über seine Ängste und Gefühle zu sprechen, ist nie verkehrt, ihr Frau wird es verstehen“
Joshua nickte nur und verließ die Praxis sogleich. Jason war ganz erleichtert und atmete tief durch. Er wandte sich um und ging zur Theke der Rezeption. Dahinter saß Elisabeth, die Jason auch liebevoll die „Großmutter“ nannte. Sie war die gute Seele dieser kleinen Praxis und ihr Kaffee war legendär. „Er ist eindeutig der Schwierigste von all meinen Kunden“, sagte Jason und lehnte sich leicht auf der Theke ab. „Sie hatten schon schwierigere Fälle Mister Parker“, Jason lachte leise und sah sich einige Akten durch. „Kam noch etwas rein?“, fragte er nebenbei und Elisabeth drückte einen Knopf auf der Tastatur und sofort öffnete sich ein Programm. „Ja, Mister Logan hat ihnen eine E-Mail geschickt“ - „Oh, und was steht drin“, er kam näher, stützt sich mit einer Hand auf dem Tisch ab, mit der anderen am Stuhl und sah auf den Bildschirm. Elisabeth war geschickt mit dem Computer und öffnete die E-Mail im Nu. „Er hat ihren Rat beherzigt und sich bei dieser einen Firma beworben. Er hat nun ein Vorstellungsgespräch und möchte sich noch einmal bei ihnen Bedanken für ihre Therapiestunden, die ihm sehr geholfen hat“, Jason verschränkte die Arme und lächelte. „Faszinierend! Antworte ihm bitte“, Jason war schon auf dem Weg zurück in sein Büro, „Wir bedanken uns für seine Antwort und wünschen ihm viel Glück auf seinem weiteren Weg“
Elisabeth nickte und da ging die Tür auf und Madison trat herein. „Guten Morgen“, sagte sie, zog sich die Jacke aus und Jason half ihr. Sie nahm ihre Wollmütze ab und richtete ihr dunkelbraunes Haar und schon wieder warf sie diesen eindringlichen Blick auf ihn. Jason ließ sich nichts anmerken. „Guten Morgen Madison“, sagte er knapp und Elisabeth rief ein weiteres „Guten Morgen Madison“ hinterher und fügte hinzu, „Wir haben wieder einen weiteren Platz frei Mister Parker“, Jason wandte sich zu Elisabeth um. „Wirklich. Gut, dann bringt mir sicher einer von euch beiden bezaubernden Mädels gleich die Warteliste oder?“
„Das mach ich“, Sagte Madison euphorisch und Jason und Elisabeth warfen sich Blicke zu.